Trennungsschmerz

Und da ist dieser Moment, vor dem ich immernoch, immer wieder Resepekt habe. Der Moment, wenn es an die Auflösung der Harmlosen Kunst geht. Obwohl dieser Schritt konzeptionell angelegt und geplant ist, fällt es nicht leicht. Denn es ist ein Ende, ein Abschied, ein Moment, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Und doch unausweichlich erlebt werden will, ganz und gar nicht harmlos.

Über drei Monate hinweg hat sich das Schaufenster im Leerstand in der Gartenstadt gefüllt, wurde von Kindern und Erwachsenen bebastelt und bestaunt. Aus Biomüll, Pflanzenteilen, Steinen, Muscheln, Haaren, Zwiebel- und Eierschalen sind Boote, Nester, Figuren und schwebende Mobiles geworden. Sie bevölkern und beleben den Raum hinter den großen Glasscheiben.

Ein paar Kinder und Erwachsene haben ihre Schätze noch abgeholt. Doch nun liegt es an mir, das Fenster leer zu räumen, Platz zu machen. Es ist ein widersprüchliches Gefühl von Traurigkeit und Dankbarkeit. Und obwohl wir ja kein Material verschwendet haben, fällt der Abbau, das Abschied nehmen schwer. Die Objekte tragen die Achtsamkeit, Mühe und Liebe in sich, die ihre Macher:innen in sie hineingesteckt haben. Ich erinnere mich an die vielen Versuche, Abstürze und Erfolge, an die konzentrierte Atmosphäre während der Straßenatelier-Nachmittage, an Namen und Gesichter, Begegnungen, Gespräche und Lachen.

Eines nach dem anderen nehme ich nun aus dem Fenster und verabschiede mich. Von diesem Ort, von dieser Zeit. Was ich mitnehme: Die Lust und die Freude, sowas wieder zu machen, und wieder, und wieder. Mit Menschen, die sich auch verzaubern lassen wollen, von der Harmlosen Kunst!

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