Was haben Kunst und Soziale Arbeit gemeinsam? Das hat mich der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH) gefragt. Der DBSH gibt die Fachzeitschrift FORUMsozial heraus, in der aktuellen Ausgabe steht das Thema „Innovation und Soziale Arbeit“ im Fokus.
Natürlich sind Kunst und Kreativität wichtige Bestandteile des (sozial)pädagogischen Arbeitens. Als Methoden spielen sie zum Beispiel in der Beratung und Therapie eine große Rolle, weil dadurch ganzheitlich Ressourcen aktiviert und nicht-sprachlicher Ausdruck gefördert werden.
Die Redaktuerin Rebekka Sommer wollte aber gar keine allgemeine Theorie von mir hören, sondern meine ganz persönliche Wahrnehmung. Da ich Sozialpädagogin bin und seit mehreren Jahren auch selbst künstlerisch arbeite, kann ich dazu durchaus was erzählen. Sie hat interessiert, welche Parallelen ich persönlich wahrnehme, wenn ich das sozialpädagogische Handeln und das künstlerische Arbeiten miteinander vergleiche.
// Sozialarbeiterinnen begegnen ständig Menschen und Situationen, für die kein vorgefertigtes Raster existiert. Kreativität ist eine professionelle Kompetenz, die uns ermöglicht zu improvisieren, um die Ecke zu denken, das Unmögliche möglich zu machen. Anna Hielscher ist freiberufliche Diplom-Sozialpädagogin (FH) und freischaffende Künstlerin. Sie sagt: „In der Kunst stelle ich solche Begrenzungen auch selbst her, z. B. über die Wahl des Materials oder eines Themas. Trotz starker Einschränkung kann ich noch viele unterschiedliche Optionen entdecken und entwickeln. Diese Erfahrung hilft auch im sozialarbeiterischen Alltag in scheinbar aussichtslosen Situationen, sowohl in der Arbeit mit Klientinnen als auch in der Selbstreflexion der eigenen professionellen Haltung.“ //
Ein anderer Aspekt, der mich selbst immer wieder auf neue begeistert und belebt, ist, wie Kunst und Kreativität auch für Sozialarbeiter:innen selbst zur Kraftquelle werden können.
// Gerade für Menschen in sozialen Berufen werde immer noch unterschätzt, wie wichtig die Pflege der eigenen Lebensfreude sei. Kreativität macht Spaß! Zu erleben, wie der eigene Körper, die Wahrnehmung, die Gedanken sich an einem Punkt bündeln und der ganze Mensch im Flow aufgeht.
Offen für den Moment sein, mit sich selbst gut im Kontakt, neue Wege ausprobieren – auch da erlebt Anna Hielscher viele Parallelen zwischen der Sozialen Arbeit und dem künstlerischen Schaffen. //
Wenn diese Kreativität auch im professionellen Umfeld Platz hat, es Zeit und Energie zum Erproben, Reflektieren, Entwickeln von neuen Projektideen gibt, kann aus einer scheinbar „verrückten Idee“ ein etabliertes Angebot und eine neue Institution heranwachsen.
// Eine Idee zu verfolgen und ihr die Chance zu geben, zu einer professionellen Innovation zu wachsen – die Soziale Arbeit ist voll von solchen Gründungsgeschichten! //
Gerade die Rechtsform des gemeinnützigen Vereines bietet sehr gute Startbedingungen für wachsende Initiativen. Ich selbst habe vor über 10 Jahren aus genau so einer Situation heraus einen Verein im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung gegründet. Auch hier zeigt sich also wieder eine Gemeinsamkeit zwischen Sozialer Arbeit und Kunst: Das Motto lautet DRANBLEIBEN!
Sommer, Rebekka: „Innovation Nr. 6 Harmlose Kunst“, in: FORUMsozial Heft 2/2022, S. 18.
Danke fürs Zitieren und gerne wieder!