Im Atelier- und Galeriehaus Defet ist momentan meine Arbeit „Antwort Zwei“ als Teil des Arrangements #1 zu sehen. Ein wesentlicher Teil dieser Installation ist auch ein experimenteller Zugang: Wie verändert sich das Werk im Laufe der Zeit durch die Einwirkung von Licht, Luftfeuchtigkeit und Wind? Wo treten technische Probleme oder ästhetische Fragen auf und wie gehe ich mit diesen um?
In den ersten Wochen nach der Eröffnung Anfang April passierte dahingehend fast nichts. Mit dem Beginn des wärmeren und wechselhafteren Wetters zog immer öfter Wind und frische Außenluft durch Fenster und Türen. Abhängig von der Blattstärke, dem Aderverlauf und der Hängerichtung, begannen einige der Quadrate, sich zu wölben. Die an den längeren Haaren aufgefädelten Blätter tanzten wilder und einige Stränge wickelten sich auch umeinander.
Die ersten Verwirrungen löste ich noch auf. Mit einer Stecknadel als wichtigstes Werkzeug, hoch oben auf der Leiter entwirrte ich die Haare und die daran hängenden Blatt-Quadrate. An einigen Stellen vergrößerte ich den Abstand zwischen Ankerpunkten, was sich bewährte, aber das Verwirren nicht völlig verhinderte.
So entschied ich nach mehreren Wochen, die Verwirrung auch selbst aktiv voranzutreiben. Ich führte gezielt einzelne Stränge zusammen, um der vormals sehr vertikal ausgerichteten Struktur nun ganz bewusst Diagonalen hinzuzufügen. Dabei folgte ich neuen Regeln, die den Mindestabstand zwischen Blättern und Haaren neu definierten. Idee & Aussage des Werks haben sich nicht verändert, aber seine Geschichte hat sich selbst weiter erzählt. „Antwort zwei“ hat nun einen neuen Aggregatzustand erreicht.